Interim Management: das Problem mit der wahren Größe

Der DDIM (Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e.V.) veröffentlichte soeben die Ergebnisse einer Umfrage unter seinen Mitgliedern. Dazu muss man wissen, dass der DDIM gerade mal 15% aller Interim-Manager und nur 10% aller Interim Management Provider repräsentiert – wer dort nicht Mitglied ist, wurde auch nicht gefragt. Mit diesem Wissen im Hinterkopf erfährt man, dass der DDIM damit rechnet, dass bis Ende 2019 das Honorarvolumen für Interim-Manager in Deutschland erstmals die 2 Mrd. € Marke übersteigen wird. Damit würde die Branche einen neuen Meilenstein in Deutschland erreichen. Rechnet man die Provisionen der Interim Management Provider hinzu liegt das Volumen eher jenseits von  2,5 Mrd. €. Leider gibt die Studie keinen Hinweis darauf, wie hoch der Anteil der Interim-Mandate im Ausland war. Mehr als ein Indikator ist die Studie daher nicht.

Interim Manager sind „scheinbar gefragt wie nie“. Das trifft jedoch nicht gleichermaßen für alle Interim-Funktionen zu. Für 2019 erwartet der DDIM die stärkste Nachfrage nach Interim Managern in den Funktionsbereichen General Management/Unternehmensführung (30%), Technik/Produktion (13,3%) und Marketing/Vertrieb (12,6%). Andere Funktionen werden weniger stark nachgefragt, und das sind ausgerechnet solche, für die sich die besonders viele Interim-Manager registrieren ließen. Hier liegen die Tagessätze daher oft auch unter dem Durchschnitt.

Durchschnittlich waren laut DDIM die Interim-Manager im letzten Jahr 172,3 Tage im Mandat und somit nahezu vollständig ausgelastet. Das trifft es nicht ganz. Manche lehnten Anfragen wegen Überlastung ab, andere hätten gern mehr zu tun. Allerdings scheint sich die Stimmung laut einer Umfrage der Ludwig Heuse GmbH in 2019 für alle Marktteilnehmer einzutrüben. Nur noch 42% der Interim Management Provider (wie viele waren das absolut?) beurteilte die Marktaussichten für das 1.Quartal 2019 positiv. Es wird interessant zu sehen, wie die Prognosen für das 3. und 4. Quartal ausfallen werden.

Im Jahr 2019 erwartet der DDIM erstmals mehr als 10.000 Manager auf den oberen Führungsebenen als Interim Manager, nach der großzügigeren Auslegung des Marktes durch den  AIMP (Arbeitskreis Interim Management Provider) müssten es sogar über 16.000 sein. Leider repräsentiert der AIMP nur 20% der Interim Management Provider und 0% der Interim-Manager, denn die dürfen nicht Mitglieder werden.

Die Diskrepanz erklärt sich aus der unterschiedlichen Definition, wer zu den Interim-Managern gezählt wird. Viele Interim-Manager haben ihr Standbein mehr in der Beratung sind nur gelegentlich interimistisch tätig. Andere werden nicht für Führungsaufgaben eingesetzt, sondern in der Abwicklung operativer und administrativer Aufgaben. Hinzu kommt, dass das Interim Management ein Flohmarkt ist: man kommt leicht hinein und schnell wieder heraus. So mancher Manager nutzt das Interim-Management als Sprungbrett zurück in die Festanstellung. Das macht es schwierig, die Anzahl der Interim-„Manager“ zu benennen.

Die verfügbaren Marktdaten über das Interim-Management spiegeln eher das Interesse ihrer Urheber wieder. Sie sind deswegen nicht unbedingt falsch. Sie zeigen eben nur eine von mehreren möglichen Sichtweisen.

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